Ein wichtiges politisches Instrument für die Erreichung dieses Ziels stellt der Emissionshandel dar. In diesem Beitrag erfährst du, worum es dabei genau geht und was die Vorgaben für dich als Verbraucher oder Unternehmer bedeuten.
Was ist der EU Emissionshandel?
Der Handel basiert auf dem Prinzip „cap and trade“ (begrenzen und handeln). Dabei wird eine Obergrenze festgelegt, die den maximalen erlaubten Ausstoß von Treibhausgasen beziffert beziehungsweise die Menge der verfügbaren Berechtigungsscheine pro Staat limitiert. Diese Menge sinkt jährlich. Wie viele Scheine ausgegeben werden können, wird anhand des linearen Reduktionsfaktors (LRF) berechnet.
Wenn du eine Industrieanlage betreibst, erhältst du die Berechtigungen von den zuständigen Stellen der EU-Staaten. Die Ausgabe der Zertifikate erfolgt zum Teil kostenlos, zum Teil im Rahmen von Versteigerungen. Wenn du als Unternehmer dein Emissionsbudget nicht ausgereizt hast, kannst du die ungenutzten Berechtigungen an andere Firmen verkaufen. Der Preis entsteht dabei marktwirtschaftlichen Prinzipien folgend durch die Relation zwischen Angebot und Nachfrage.
Welches Ziel verfolgen die EU und Deutschland mit dem Emissionshandel?
Die EU-Staaten wollen ihre Treibhausgasemissionen stark reduzieren, um ihren Teil zur Verlangsamung des Klimawandels beizutragen. Es geht also grundsätzlich darum, den Anstieg der durchschnittlichen Temperatur zu bremsen oder bestenfalls zu stoppen. Als Vergleichsgröße dienen die Temperaturen, die in der vorindustriellen Zeit gemessen wurden. Um negative Folgen für Mensch und Umwelt zu begrenzen, dürfen diese maximal um 1,5 Grad Celsius überschritten werden. Da der Ausstoß klimaschädlicher Gase primär für die Temperaturerhöhung verantwortlich ist, trägst du umso mehr zum Klimaschutz bei, je weniger Emissionen du als Verbraucher oder Unternehmer erzeugst.
Auf industrieller Ebene stellt der Preis, den du für Emissionsberechtigungen zahlen musst, einen Anreiz zur Umstellung auf nachhaltige Technologien dar. Dafür lässt du deine Anlagen entweder aufrüsten, damit sie weniger Energie verbrauchen, oder greifst auf erneuerbare Energien anstelle fossiler Kraftstoffe zurück. Auch als Verbraucher kannst du die Verlangsamung des Klimawandels unterstützen, indem du beispielsweise eine Solaranlage auf dem Dach deines Hauses installierst und ein Elektroauto statt eines herkömmlichen Fahrzeugs fährst.
Wer nimmt daran teil?
Aktuell handeln 27 Mitgliedsstaaten der EU mit Emissionszertifikaten. Auch Norwegen, Liechtenstein und Island beteiligen sich, während Kanada nur bis 2013 mitwirkte. Seit 2020 ist der EU-ETS zudem an den Schweizer Emissionshandel angeschlossen.
Die europäischen Vorgaben gelten für die energieintensive Industrie (Anlagen, die mehr als 20 Megawatt leisten) und energieproduzierende Unternehmen. Seit 2012 ist auch der Flugverkehr in der EU eingeschlossen, also alle Flugzeuge, die innerhalb der EU starten oder landen. Allerdings gibt es für einige Bereiche Vergünstigungen. Als Unternehmer wirst du bei der CO2-Bepreisung bevorzugt behandelt, wenn du beispielsweise in der Fernwärmebranche tätig bist. Du erhältst dann mehr Berechtigungsscheine kostenlos als andere Wirtschaftszweige. Der Grund besteht in der Befürchtung der Politik, dass bestimmte Branchen ihre Produktionsstätten ins Ausland verlegen könnten, wenn ihnen der Standort innerhalb der EU aufgrund der CO2-Zertifikate zu teuer wird.
Wo liegt der Unterschied zum internationalen Emissionshandel?
Der Handel der Zertifikate zwischen EU-Ländern und Staaten außerhalb der EU funktioniert auf die gleiche Weise. Es gibt allerdings Unterschiede zwischen EU-weiten und nationalen Zielgruppen der Instrumente. Auf nationaler Ebene müssen sämtliche Unternehmen, deren Produkte bei der Nutzung Emissionen verursachen, Zertifikate vorweisen. Der Ansatz folgt somit einem „Upstream-Prinzip“. Der EU-ETS zielt hingegen auf energieintensive Industrieanlagen sowie den Luftverkehr ab, also auf direkte Erzeuger von Emissionen. Dies wird „Downstream-Prinzip“ genannt.
Emissionshandel in Deutschland
Der nEHS (nationaler Emissionshandel), der seit 2021 läuft, ergänzt die Maßnahmen des EU-weiten Handels. Er beinhaltet mit Straßenverkehr und Wärmeerzeugung zwei Bereiche, die in den Regelungen der EU nicht inbegriffen sind. Für die Versteigerung der Zertifikate wurde die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) eingerichtet, die auf dem Bundesklimaschutzgesetz und dem Brennstoffemissionshandelsgesetz basiert.
Was bedeutet das für die Zukunft?
Bis 2017 wurden die Berechtigungen zu niedrigen Preisen gehandelt, da das Angebot die Nachfrage übertraf. Seit 2021 wurde der Preis für eine Tonne CO2-Äquivalent durch die aktuelle Reform des EU-ETS erhöht und wird auch in Zukunft weiter steigen, wodurch es für dich sowohl als Unternehmer wie auch als Verbraucher teurer wird, emissionsreiche Technologien und Kraftstoffe zu erzeugen oder zu nutzen.
FAQ
Was ist der europäische Emissionshandel?
Der Emissionshandel ist ein politisches Instrument, durch das die Klimaziele des Kyoto-Abkommens von 1997 erreicht werden sollen.
Wer muss am EU-ETS teilnehmen?
Wenn du eine Anlage mit einer Leistungsfähigkeit von 20 Megawatt oder mehr betreibst, musst du dich beteiligen.
Wie funktioniert der Emissionshandel in Deutschland?
Die Zertifikate werden an der Leipziger Börse gehandelt. Der Preis kommt dabei durch die Kombination von Obergrenze, Angebot und Nachfrage zustande.